Der Sommer scheint in diesem Jahr nicht so richtig loslassen zu können. Ich kann das verstehen. Mein Urlaub war schön und wohltuend, aber schnell vorbei (Reisetipp: Baltikum! Dieser Himmel, dieses Licht und überhaupt). Die Sommerpause endete für mich mit fünf Tagen Konficamp – also volle Dröhnung Teenager, Frischluft, Musik, Energizer und Teamarbeit, Schlafmangel, überaktive Jungshorden (warum haben die alle jetzt ihre Haare so starr nach vorne gestylt?), rund um die Uhr ansprechbar sein, … .
Natürlich hatte ich am Sonntag drauf Dienst (eigener Planungsfehler) und entsprechend Mühe, mich wieder auf einen klassischen Gottesdienst und den Alltag einzustellen. Eigentlich (…) hätte ich einfach schlafen sollen. Die Arbeit an der Predigt erschien mir entsprechend quälend, als müsste ich jeden Gedanke mühsam aus einem sehr trüben Gewässer ziehen – gegen Widerstände. Mein innerer Zustand scheint zum Glück nicht groß aufgefallen zu sein. Jemand fand die Predigt sogar sehr schön. Erstaunlich, aber erfreulich.
Mittlerweile habe ich mich wieder akklimatisiert in der „normalen“ Gemeindewelt und wie meistens ist viel los: Schulanfang, der Wiederstart der Gruppen und Kreise, das Bauen (-wollen), Suche nach Geld, Vorbereitungen für Erntedank, Planen von Aktionen und Projekten, Werbung machen, niemanden und nichts vergessen, undundund. Manchmal habe ich das Gefühl, vor allem für Multitasking und erfolgreiches Jonglieren (zu) vieler Bälle zuständig zu sein (pff, von wegen Verkündigung). Die „eierlegende Wollmilchsau“ grüßt grunzend und schaut wissend, während sie mit einem süffisantem Lächeln und nur leicht angestrengt ein prachtvolles, aber hohles Ei legt. Hmpft.
Ach, ach, es ist kompliziert. Auch bezeichnend, dass das Kürzertreten in all dem Gewusel oft erst über Krankwerden funktioniert. Bei mir war es jüngst eine Magengeschichte (ich erspare euch die Details). Bei Rahel (die mit ihren drei Kindern noch mehr um die Ohren hat) eine fiebrige Erkältung. Ich frage mich immer wieder, wie und ob dieser Beruf anders zu füllen ist. Fünf Jahre auf dieser Stelle und über acht Jahre im Pfarrdienst machen mich bei aller grundsätzlichen Zufriedenheit auch nachdenklich. Falls ich etwas Brauchbares entdecke, gebe ich Bescheid. Pfarrer:innen im Burnout sind keine Seltenheit und ich ahne, dass es jede:n von uns treffen könnte. Kein Wunder. Es gibt ja auch so viel in diesem Beruf, das so schön ist. Es gibt so viel, dass so wichtig ist. Und dann ist so viel zu tun und ich befürchte meinen Kopf zu verlieren oder meinen Atem oder meine gesunde Haltung oder meine Leute oder meine Haare und dann werden sie zu borstiger Wolle oder wolligen Borsten und die Metamorphose beginnt. Sau statt Käfer. Oooh no.
Heute übe ich mich noch im Nichtstun. Wahrscheinlich sollte ich das öfter tun. Starting now.